+ Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas
Und es geschah, als die Engel von ihnen in den Himmel zurückgekehrt waren, sagten die Hirten zueinander: Lasst uns nach Betlehem gehen, um das Ereignis zu sehen, das uns der Herr kundgetan hat! So eilten sie hin und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag. Als sie es sahen, erzählten sie von dem Wort, das ihnen über dieses Kind gesagt worden war. Und alle, die es hörten, staunten über das, was ihnen von den Hirten erzählt wurde. Maria aber bewahrte alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen. Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für alles, was sie gehört und gesehen hatten, so wie es ihnen gesagt worden war.
(Lk 2,15-20)
Gedanken zum Weihnachtsfeiertag von Beat Wiederkehr
Die Hirten sind mit ihrer alltäglichen Arbeit beschäftigt. Sie halten Nachtwache auf dem Feld bei ihren Tieren. Mehr oder weniger aufmerksam. Verschlafen vielleicht. Ahnungslos bestimmt, was gleich geschehen wird. Denn dann, ganz plötzlich, völlig unerwartet, bricht der dunkle Himmel über ihnen auf: Ein Engel mit einer Botschaft erscheint zuerst, dann folgt ein unüberschaubares himmlisches Heer, das Gott lobt und Frieden verkündet. Die Engel, zurückgekehrt in den Himmel, lassen die Hirten wohl ziemlich verdattert, erschüttert, benommen und ratlos zurück. Die Botschaft des Engels, eine grosse Freude für das ganze Volk, hallt in ihnen nach: Der Retter ist geboren, Christus, der Herr, heute. Kann das wahr sein? Soll jetzt endlich eintreten, was Propheten Jahrhunderte vorher verkündeten? Hatte nicht beispielsweise Jesaja prophezeit, dass der Herr selbst ein Zeichen geben wird in der Jungfrau, die ein Kind empfängt, einen Sohn gebiert (Jes, 7,14)? Und derselbe Prophet sprach doch von einem Spross, der aus der Wurzel Isais, dem Vater Davids, hervorkommen wird, und als Zeichen für die Nationen dasteht, den die Völker aufsuchen werden (Jes, 11,10.12)? «Lasst uns nach Bethlehem gehen, um das Ereignis zu sehen», sagen sie einander. Sie lassen sich auf die Botschaft des Engels ein und wollen sich mit eigenen Augen überzeugen. Sie gehen aber nicht bloss, sie eilen zur Krippe. Sie finden und sehen das von alters her verheissenen Zeichen für alle Völker, das Kind in der Krippe. Christus, der sehnlichst erwartete Herr und Retter der Welt, ist da. Das Hören und Sehen rührt, verändert und bewegt sie. Begeistert brechen sie auf. Sie kehren zurück, rühmen und preisen Gott. Sie erzählen weiter, was ihnen über das Kind gesagt worden ist und sie selbst erfahren haben. Und alle staunen über ihre Worte.
Der Schrifttext weckt in mir den Wunsch, mit den Hirten unterwegs zu sein. Ich will mich mitreissen lassen von ihrer Dynamik hin zur Krippe und zurück zu den Menschen und Aufgaben, die mir anvertraut sind. Und ich will von den Hirten lernen: um offen zu sein, mich unmittelbar und unerwartet beschenken zu lassen von der Frohbotschaft von Frieden und Heil; mich immer wieder neu auf den Weg zu machen zur Krippe; immer mehr in meinem Leben wirksam werden zu lassen, dass Jesus das verheissene Zeichen Gottes für die Völker und für mich selbst ist; staunend das Geheimnis zu erahnen, dass sich der grosse Gott, Schöpfer von Himmel und Erde, sich als kleines Kind offenbart, hilflos und nackt; hineingenommen zu werden in die grossartige Liebesgeschichte von Gott mit den Menschen, in seine Verheissung für ein Leben in Fülle, von Frieden und Heil.