Bei der Generalaudienz am 17. Mai 2006 hielt Benedikt XVI. eine aufschlussreiche Katechese über eine bestimmte Frage, die Jesus an die Jünger in Cäsarea Philippi richtete, wobei er sie persönlich kommentierte und so den Gläubigen aller Zeiten die Antwort aufzeigte, die jeder auf dieselbe Frage geben sollte, die Christus an jeden von uns richtet. Nur Petrus konnte nämlich damals die folgende Frage Jesu richtig beantworten: „Für wen halten mich die Menschen?“ (Mk 8,27), indem er bekannte:
„Du bist der Christus, das heißt der Messias. Und diese Antwort des Petrus, die nicht aus seinem Fleisch und Blut kam, sondern ihm vom Vater im Himmel geschenkt wurde, trägt gleichsam im Keim das künftige Glaubensbekenntnis der Kirche in sich, “ kommentiert dann der Papst. „Jesus wird nicht zögern, diese Antwort des Petrus zu loben, auch wenn sie nicht von ihm selbst her kam (Mt 16,17). Dennoch hatte Petrus noch nicht den tiefen Gehalt der messianischen Sendung Jesu, den neuen Sinn dieses Wortes Messias verstanden. Das zeigt er wenig später, als er zu verstehen gibt, daß der Messias, den er in seinen Träumen ersehnt, sich sehr vom tatsächlichen Plan Gottes unterscheidet. Angesichts der Ankündigung der Passion entrüstet er sich und protestiert, womit er die heftige Reaktion Jesu hervorruft (Mk 8,32-33). Petrus will einen Messias, der als göttlicher Mensch die Erwartungen des Volkes erfüllt, indem er allen seine Macht auferlegt: Es ist auch unser Wunsch, daß der Herr seine Macht durchsetzt und die Welt sofort verwandelt, “sagt Benedikt XVI., aber “Jesus zeigt sich als menschlicher Gott, als Gottesknecht, der die Menge in ihren Erwartungen erschüttert, als er einen Weg der Demut und des Leidens einschlägt. Das ist die entscheidende Alternative, die auch wir immer wieder neu lernen müssen: Unter Zurückweisung Jesu den eigenen Erwartungen den Vorzug zu geben oder aber Jesus in der Wahrheit seiner Sendung anzunehmen und die allzu menschlichen Erwartungen zurückzustellen.“
Die Katechese von Papst Ratzinger wurde dann mit diesen Worten fortgesetzt: „Petrus impulsiv, wie er ist zögert nicht, Jesus beiseite zu nehmen und ihn zu tadeln. Die Antwort Jesu läßt alle seine falschen Erwartungen zusammenbrechen, als dieser ihn zu Bekehrung und Nachfolge aufruft: Weiche hinter mich, Satan! Denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen (Mk 8,33). Nicht du sollst mir den Weg weisen: Ich schlage meinen Weg ein, und du sollst wieder hinter mir hergehen. So lernt Petrus, was es heißt, Jesus wirklich nachzufolgen. Es ist seine zweite Berufung …“ [ ] „Und wie Petrus müssen auch wir uns immer wieder bekehren. Wir müssen Jesus nachfolgen und ihm nicht vorausgehen: Er ist es, der uns den Weg weist. So sagt uns Petrus: Du glaubst, die richtige Formel zu besitzen und das Christentum verändern zu müssen, aber es ist der Herr, der den Weg kennt. Es ist der Herr, der zu mir sagt, der zu dir sagt: Folge mir nach! Und wir müssen den Mut und die Demut haben, Jesus nachzufolgen, weil er der Weg, die Wahrheit und das Leben ist.“ (aus der Mittwochsaudienz vom 17. Mai 2006)
https://www.vatican.va/content/benedict-xvi/de/audiences/2006/documents/hf_ben-xvi_aud_20060517.html
Aus diesen Worten und mehr noch aus dem dreibändigen Werk über Jesus Christus, das folgen wird, kann man ableiten, dass für den Theologen Ratzinger „Jesus der Messias ist, dem man folgen soll, er allein verwirklicht das Reich Gottes.“
Luigi Nuzzi, Seelsorger